Pedro Meier – ein multimedialer Artist, sei es Malerei, Skulpturen oder Gedichte, zeigt Werke in der Löiegruebe in Solothurn. Zur Ausstellung erscheint die Publikation «PARALLELWELTEN – Wasteland Factory oder Der Garten der Lüste – Lyrik und Mauerspuren».
Allein der Titel von epischem Ausmass dieser Publikation zur Ausstellung in der Löiegruebe, «Parallelwelten – Wasteland Factory oder Der Garten der Lüste – in Search of Lost Time, Lyrik und Mauerspuren», umreisst ein allumfassendes, sich bedingendes Universum aus Bild und Wort, von Zeit und Ort, von Moment und Kontinuität: bildhafte Gedichte aus mehreren Jahrzehnten des Wahrnehmens fragil erlebter kultureller Stimmungen und Spuren, begleitet von archäologisch anmutenden Monotypien. Dazu hat Pedro Meier fragmentarische Mauerspuren aus dem Chemielabor der alten Cellulosefabrik Attisholz mit seinen informellen Monotypien neu bespielt und offenbart, dass die Spuren der Vergangenheit nicht vergänglich sind. Sie hinterlassen ihre Zeichen im multimedialen Kunstanspruch, sind feinstimmige Wandbilder zu skizzenhaft lyrischen Sentenzen. Denn bei Pedro Meier, dem unermüdlich agierenden Multimedia-Artist, nehmen Wesen und Spuren von Zeit und Raum, von erlebten und philosophischen Erinnerungen, von Reflexion und Sprache unerschöpflich wandelbare Formen an: Bildwelten, Plastiken, Installationen, oft auch assoziative Wortbilder als ein «Search of Lost Time» – wie all seine Arbeiten.
«Ich befinde mich in einem permanenten Kunstmodus», sagt Pedro Meier und meint, dass Kunst, seine Kunst, eben auch ein Gesamtkunstwerk ist. Das heisst nichts anderes, als dass sein Leben Kunst und seine Kunst Leben ist. Wobei sich sein künstlerischer Sprachschatz als ein weites zyklisches Feld entpuppt: Malerei in vielfältigen Medien, Farben, Materialien, Schattierungen und Wirkungen, Skulpturales und Installatives in eigenwilligen Ausgestaltungen, Ansprüchen und Aussagen, oftmals getragen von einem feinen Sinn für das Skurrile. Des Weiteren auch Klanginstallationen, Rauchinstallationen als gestalterisches – und auch anekdotisches – Befragen vorgefundener Örtlichkeiten, Situationen, Bedingungen, Kulturen.
Pedro Meier, Unrastender zwischen divergierenden Welten
Ja, Pedro Meier ist ein Reisender, ein Unrastender zwischen divergierenden Welten und Sprachen, Sprachbildern und formalen Gestaltungen, zwischen den Kulturen und Kunstsparten. Seit 1984 pendelt der ausgebildete Buchhändler und -antiquar zwischen der Schweiz und Thailand, zwischen dem Golf von Siam und dem Atelier in Niederbipp im Haus seines Vaters, des Schriftstellers Gerhard Meier, und vor allem dem umfangreichem Atelier in Olten, das seine Kunst-Denkwelt eindrücklich widerspiegelt. Diese seine Kunst-Denkwelt ist geprägt von der Courage, eigenwillige schöpferische Ansichten und Wagnisse auszuloten und umzusetzen. Fast visionär nimmt er dabei das Risiko in Kauf, nicht verstanden zu werden. Pedro Meier ist eben nicht immer zu fassen. Und ist doch gerade fassbar in dieser seiner prozesshaften Kreativität, in der wie ein roter Faden innere Verbindungen sichtbar werden: die Liebe zum Buch, das jahrzehntelange Pendeln zwischen den Kulturen, die sich selbst inspirierende Suche nach dem Gesamtkunstwerk, die auch eine Suche nach sich selbst ist, nach dem Gedanklich-Philosophischem hinter den Dingen, dem Komplexen des Lebens.
Verwurzelt in der Welt der Bücher und Sprache
Pedro Meier ist und bleibt tief verwurzelt in der Welt der Bücher, der Sprache, der gestalterischen Zeichen, der Farben und malerischen Gesten, in die er all seine Erkenntnisse einfliessen lässt. Wobei man Pedro Meiers künstlerische Reflexionen immer auch als kulturelle Archäologien von Ort und Zeit, Bild und Skulptur, Installation und Sprache lesen kann. Getragen von Spontaneität und Intuition, zwei Eigenschaften, die nicht nur den Menschen, sondern auch den Künstler Pedro Meier charakterisieren. Und damit sein ganzes Schaffen an sich, seine Liebe zur lyrischen Metapher, zum Malen als Malen-müssen, um jene Eindrücke Empfindungen, Assoziationen aufzuarbeiten, die aus der Welt in seine Arbeiten hineinwirken, sich gegenseitig befruchten. Ein malerisches Werk, das sich mannigfaltig gewandelt hat in den vergangenen Jahrzehnten. Ein «Malen ist Leben, Leben ist Malen» als die immer neue Herausforderung durch das noch nicht existierende Bild bis hin zur Abstraktion.
Wie er auch in den dreidimensionalen Arbeiten unkonventionelle Wege geht – phantasievoll suchend und anekdotisch im Sinn des Moments und im Fluss alltäglicher Eigenwilligkeiten und Begebenheiten. Geht es doch in seinem ganzen Schaffen weniger um die Frage von figurativ oder abstrakt als vielmehr um die grundsätzlichen Möglichkeiten eines erzählerischen Bildvokabulars. Also letztendlich um die Bildidee an sich, dass die Form die Farbe und Farbe die Form, der Sinn die Gestalt und die Gestalt den Sinn ergibt. Bis im Bild, in der Installation, im Objekt, im lyrischen Wort die inneren und äusseren Bewegungen zusammen wirken. Und sich ein künstlerisches Grundkonzept entwickelt: das Gesamtkunstwerk.
Eva Buhrfeind anlässlich der Ausstellung in der Löiegruebe, Solothurn, 5.-19. Sept. 2020
Zur Ausstellung erscheint die kleine Publikation (mit Unterstützung Kuratorium Solothurn) «PARALLELWELTEN – Wasteland Factory oder Der Garten der Lüste – Lyrik und Mauerspuren». Die Abbildungen: Grafikblätter-Edition der Galerie Löiegruebe: Ultra Chrome Pigmenttinte auf Hahnemühle).
Buch- und Bildervernissage: Samstag, 5. 9. 2020, 17 Uhr. Ein Leseabend mit Felix Epper und Pedro Meier: Donnerstag, 10. 9. 2020 ab 19 Uhr. Öffnungszeiten Do + Fr 17 bis 20 Uhr, Samstag, 14 bis 19 Uhr. Finissage: Samstag, 19.9.2020